Die Verfolgung der Christen ist die systematische Diskriminierung und existentielle Bedrohung durch Staat und/oder Gesellschaft – nur ihres Glaubens wegen.

Wie Verfolgung aussieht

Hören wir von Christenverfolgungen, so denken wir zunächst an die Märtyrer aus den ersten Jahrhunderten nach Christus im Römischen Reich. Nur wenigen aber ist bewusst, dass gerade in unserer Zeit die Verfolgung von Christen – nur ihres Glaubens wegen – in vielen Ländern bedrohlich zunimmt. Rund 100 Millionen Christen werden gegenwärtig weltweit stark diskriminiert und verfolgt. Etliche von ihnen erleben als Unschuldige eine mehrjährige Haft mit Folter und unsicherem Ausgang.

In vielen Ländern der Welt kommt es zu schweren Verfolgungen aufgrund des Glaubens. Oft wird sowohl auf psychischer als auch auf physischer Basis brutal gegen Christen vorgegangen.

In Diktaturen (z.B. in kommunistischen Staaten wie Nordkorea, China, Vietnam sowie Eritrea) werden Christen systematisch verfolgt, weil das autokratische Regime sie für eine Bedrohung für die nationale Sicherheit hält. Denn in ihrem Glauben sehen die Christen als höchste Autorität Gott an und nicht die Partei, daher sind sie politisch nicht so leicht zu beeinflussen.

Zum Christentum konvertierte Muslime müssen mit Haftstrafen oder Hinrichtung rechnen.

Als religiöse Minderheit werden sie besonders in mehrheitlich islamisch-regierten Staaten verfolgt. Fundamentalislamische Gruppen – wie etwa die Terrororganisationen „IS“ (der sog. „Islamische Staat“) im Irak und Syrien oder „Boko Haram“ in Nigeria sowie die „Taliban“ in Afghanistan und Pakistan) sehen im Christentum einen Irrglauben, der aus ihrem Einflussbereich vertrieben werden soll. Im streng sunnitisch-geprägten Saudi-Arabien müssen sich Andersgläubige oder „Apostaten“, bzw. die „Ungläubigen“ (so werden die Christen von Muslimen gesehen) jeglicher Religionsausübungen bei Strafandrohung enthalten. Dies gilt auch im privaten Bereich, wenn man etwa zu Hause im kleinen Kreis von der Polizei beim Gebet erwischt wird. In Sudan werden mitunter grausame Körperstrafen – wie z.B. Steinigungen – des islamischen Scharia-Rechts auch gegen Christen angewandt. Der sog. „Abfall vom Islam“ wird hingegen auch in den meisten „moderateren“ islamischen Staaten nicht toleriert: zum Christentum konvertierte Muslime müssen in einigen mehrheitlich muslimisch regierten Ländern mit einer Haftstrafe oder gar mit der Hinrichtung rechnen. Sie können nur ihr Leben retten, wenn sie ihrem neu erworbenen Glauben abschwören. Insgesamt leben Christen in 172 Ländern der Welt in der ständigen Gefahr, gefoltert und ermordet zu werden.

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[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]Zur beunruhigend wachsenden Christenverfolgung im Nahen Osten hat auch Papst Franziskus mehrmals energisch Stellung bezogen:

papst„Nicht tatenlos zuschauen! Die Christenverfolgung ist eine besorgniserregende Entwicklung, die die grundlegenden Menschenrechte angreift. Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, nicht länger stumm und still solche verbrecherischen Taten zu akzeptieren!“ Als er im gleichen Jahr (2015) von der grauenhaften Enthauptung seitens des sog. „IS“ von 21 ägyptischen Christen an einem libyschen Strand erfuhr, die ihrer Religion bis zum Tod treu geblieben sind, sprach er von „unsere Kirche“, die heutzutage „wieder eine Kirche der Märtyrer geworden ist!“

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Wer die Verfolger sind

Systematischste Verfolgung geht nahezu immer von staatlichen Stellen aus. In den meisten Fällen handelt es sich aber um lokal begrenzte, oft spontane Christenverfolgung durch religiöse oder nationalistische Gruppierungen sowie Einzelpersonen. Allerdings wird deren Aggression durch Polizei und Gerichte häufig geduldet, sei es durch Wegschauen oder aktive Ermutigung. Solche Unterdrückung lässt sich dann nur schwer dokumentieren, weil sie durch nicht-staatliche Akteure erfolgt und häufig in Form von Pogromen und spontaner Lynchjustiz auflodert.

[toggle title=“Verfolgung durch Einzelpersonen“ state=“close“]
Hier ist vor allem die Verfolgung von Priestern und Bischöfen in Lateinamerika zu nennen. Viele Geistliche werden bedroht, weil sie für die Rechte der Armen eintreten. Können arme Bauern dann ihre Rechte an Grund und Boden gerichtlich durchsetzen, dann ist dies ein Verlust für reiche Großgrundbesitzer. Diese setzen mitunter auch hohe Kopfgelder auf Bischöfe, Priester und Ordensleute aus, um sie an ihrer Arbeit zu hindern und die Kirche einzuschüchtern. Prominente Opfer dieser Verfolgung sind Bischof Oscar Romero und Schwester Dorothy Stang.[/toggle]

[toggle title=“Verfolgung durch Gruppen“ state=“close“]
Übergriffe auf Christen durch religiöse und nationalistische Gruppen werden aus  vielen Ländern berichtet.

© KNA

© KNA

In Ägypten sterben immer wieder koptische Christen durch Anschläge der terroristischen „Islamischen Bruderschaft“. Polizeiliche Ermittlungen werden oft durch korrupte Beamte verhindert, die Täter kommen meist ungeschoren davon.

Auch im Irak werden Christen gezielt zu Opfern. Die sog. Terrororganisation „IS“  sieht in ihnen Verbündete der USA und des Westens. Blutige Anschläge und Konfiszierung vieler ihrer Eigentumswohnungen hatten zur Folge, dass seit 2003 weit mehr als die Hälfte der Christen aus dem Irak geflohen sind. Die Terroristen scheuen auch nicht vor Entführungen und Morden an Kindern und Geistlichen zurück.

Und in Indien fingen 2008 Christen im Bundesstaat Orissa an, im Visier radikal-nationalistischer Hindus zu sein: Die damalige Bilanz der gewalttätigen Ausschreitungen gegen die christliche Minderheit: über 400 Gotteshäuser wurden zerstört, unzählige ihrer Häuser angezündet, rund 15.000 in Panik geratene Christen hatten vorübergehend in Regierungslagern Zuflucht gefunden. Im Laufe der darauffolgenden Jahre hatte sich die Lage einigermaßen beruhigt bis 2014 Ministerpräsident Modi an die Macht kam. Seitdem hat der extremistische Hinduismus wieder latent zugenommen.[/toggle]

[toggle title=“Verfolgung durch Staaten“ state=“close“]
Es ist mitunter schwer, eine klare Trennlinie zwischen der Verfolgung durch einzelne Gruppen und einer staatlichen Verfolgung zu ziehen. Die Verfolgung durch den Staat kann in unterschiedlichen Abstufungen passiv bis aktiv sein. Manche Staaten begünstigen eine Verfolgung durch Gruppen mit entsprechender Gesetzgebung oder einer parteiische Rechtsprechung. So werden in vielen Ländern Verbrechen an Christen (Vergewaltigungen, Körperverletzung, Mord) nicht verurteilt. Den Opfern wird sogar von einer Anklage der Täter abgeraten, da sie ansonsten selbst von den Behörden verfolgt würden. Beispiele dafür sind Ägypten, Indien oder Pakistan.

Auch wird, vor allem in islamischen Ländern, Lynchjustiz im Namen des Islam und des islamischen Rechts, der Scharia, geduldet. Die Konversion vom Islam zum Christentum und alles, was als Blasphemie gegen den Propheten Mohammed verstanden werden kann, führt mitunter zu einem Lynchmord, noch bevor die Polizei eingreifen kann (oder will).

Eine systematische staatliche Verfolgung findet vor allem in kommunistischen Diktaturen statt. Diese geht von staatlicher Einflussnahme auf Religion bis hin zu brutalem Vorgehen gegen Christen und religiöse Bewegungen wie etwa in China jene der friedlichen „Falun Gong“-Aktivisten.[/toggle]

Exkurs: Christianophobie in Europa

In vielen westlichen Ländern gibt es eine latente „psychische Verfolgung“, die darauf ausgerichtet ist, die religiösen Gefühle der Christen zu treffen (z.B. wenn Künstler das letzte Abendmahl als homosexuelle Orgie darstellen oder einen Frosch kreuzigen). Solche Aktionen verletzen die Würde christlicher Symbole, greifen das Christentum als Ganzes an und versuchen es lächerlich zu machen. Mitunter ist eben zwischen berechtigter künstlerischer Freiheit und deren Missbrauch nur ein schmaler Grat.

Auch die Kampagnen mancher atheistischer Gruppierungen greifen diese Verunglimpfung des christlichen Glaubens auf. Hier muss zwischen ernsthafter kritischer Auseinandersetzung mit Themen des christlichen Glaubens und polemischer Propaganda  unterschieden werden. Auch im kleineren Rahmen findet diese Diskriminierung statt. So erleben es manche Christen hierzulande als schwierig, in der Öffentlichkeit von ihrem Glauben zu sprechen. Auch werden Äußerungen von Politikern, Wissenschaftlern und anderen Menschen des öffentlichen Lebens mitunter belächelt und allein deswegen disqualifiziert, weil diese sich ausdrücklich zum christlichen Glauben bekennen. All diese Phänomene werden unter dem Stichwort „Christianophobie“ zusammengefasst.