«Unsere Zelle ist unterirdisch, ohne jegliches Tageslicht. Ausgelegt ist sie für 20 Personen, doch bei uns sind derzeit rund 80 Menschen zusammengepfercht. Was wird der Tag bringen? Wird wieder jemand versuchen, mir meine Habseligkeiten wegzunehmen? Wird mich ein weiteres Mal eine der Wachen bedrohen, damit ich meinem Glauben abschwöre und wieder zum Islam zurückkehre? Wird ein weiterer meiner Mitgefangenen zur Hinrichtung geführt? Normalerweise finden die Exekutionen einmal im Monat statt, aber sie haben auch schon mehrere Tage hintereinander bis zu fünfzig Personen abgeholt.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen: Zählappell. Für die Wärter sind wir keine Menschen, nur Nummern.»

Saeed Abedini, Iran
2012 inhaftiert, begnadigt in 2016

eritrea-containern-symbolbildIn Eritrea geht die Polizei hart gegen staatlich nicht genehmigte Kirchen vor. Razzien in Hausgemeinden, Bibeln oder Computer von Christen werden beschlagnahmt und ganze Hausgruppen verhaftet. Viele Christen kommen ins Gefängnis. 2009 wurden sie sogar in Metallcontainern eingesperrt. Die physische Tortur durch Folter, fehlenden Schutz vor tropischer Hitze und unzureichende Verpflegung wird durch psychische Folter verstärkt. Den Gefangenen werden Texte vorgelegt, mit denen sie sich vom christlichen Glauben lossagen sollen. Im Falle einer Verleugnung ihres Glaubens kommen sie frei und werden nicht länger belästigt.

Bild: Amnesty International

Bild: Amnesty International

Christen gelten in Nordkorea als gefährliche politische Feinde. Schon allein der Besitz einer Bibel wird in Nordkorea mit der Todesstrafe oder Arbeitslager für die gesamte Familie bestraft. In den Arbeitslagern wird Zwangsarbeit auferlegt. Unterernährung, Arbeitspensum und fehlende medizinische Betreuung führen zum Tod zahlreicher Gefangener. Zudem weisen viele durch Arbeitsunfälle, Erfrierungen oder Folter herbeigeführte Verstümmelungen auf. Innerhalb des Lagers herrscht ein von Willkür geprägtes Bestrafungssystem. Zu langsames Arbeiten und Ungehorsam werden in der Regel mit Misshandlungen und Folter bestraft, Diebstahl, auch von Lebensmitteln, oder Fluchtversuche mit öffentlichen Hinrichtungen.

vandalism-1497932In Pakistan genügt ein reiner Verdacht der Gotteslästerung, um hinter Gittern zu kommen. Das sog. „Blasphemie-Gesetz“ wird dazu missbraucht, gegen Andersgläubige vorzugehen. Kamran Michael, christlicher Senator und Mitglied der Kommission, betonte, dass oft falsche Anschuldigungen wegen Blasphemie Auslöser derartiger Gewalt seien. Und oft würden diese Anklagen, nachdem Christen jahrelang im Gefängnis waren, revidiert und dementiert (wie im Fall von Younis Masih). Dies sei an sich schon eine Ungerechtigkeit. Wenn fälschlicherweise angeklagte Opfer freigelassen würden, trügen sie den „Stempel der Blasphemie“, und sie befänden sich oft in Lebensgefahr. „Gegenwärtig sind rund einhundert Christen und mehrere hundert Muslime wegen Blasphemie in Haft, von denen kein einziger bisher verurteilt wurde.

Die untenstehende Karte zeigt die Länder, wo Blasphemie mit Gefängnis (rot) oder sogar Tod (braun) bestraft wird.

© International Humanist and Ethical Union and European Humanist Federation

© International Humanist and Ethical Union and European Humanist Federation

 

china_verhaftung_tam_2In China werden Christen systematisch beobachtet und inhaftiert, weil das autokratische Regime sie für eine Bedrohung für die nationale Sicherheit hält. Den Christen werde die Teilnahme an „illegalen Versammlungen und Demonstrationen“ vorgeworfen. Chinesische Anwälte sprechen von Festnahmen von Christen als eine Willkürmaßnahme. Es handle sich um einen „Missbrauch des Haftsystems zur Aufrechterhaltung der Stabilität“.* Nach chinesischem Recht können Personen bis zu 37 Tagen in Strafvollzugsanstalten festgehalten werden, bevor die Polizei den Fall an die Staatsanwaltschaft weitergibt oder sie gegen Kaution freilässt.

Schätzungen sind in diesem Bereich schwer zu treffen, doch sind Meldungen von unschuldig inhaftierten Christen von Jahr zu Jahr auf stetigem Wachskurs. In Petitionen setzen wir uns bei Regierungen und Botschaftern für diese Menschen ein. Mit Protestkundgebungen  und Medienarbeit machen wir auf Christenverfolgungen aufmerksam und fordern Politiker zu Taten auf – damit Religionsfreiheit kein leeres Wort bleibt.

*“13 Christen in China nach Bibelstunde inhaftiert“ (religion.ORF.at/KAP/KNA; 14.02.2014)