Eingeladener Gast dieser Plattform – der auch CSI-Österreich angehört –  war heuer zum ersten Mal ein islamischer Gelehrter, engagierter Religionspädagoge in Wien. 

Aslan (Mitte) zw. CSI-Gen.-Sekr. Kuhn und CSI-Sprecherin Simony

Aslan (Mitte) zw. CSI-Gen.-Sekr. Kuhn und CSI-Sprecherin Simony

Die gegenwärtige und zuvor in diesem Ausmaß nie dagewesene Christenverfolgung in vielen islamischen Ländern kann nur über eine inner-islamische Neuausrichtung der vorherrschenden Theologie beendet werden. Das betonten Vertreter christlicher Organisationen und der österreichische islamische Religionspädagoge Ednan Aslan am 10. Dezember 2014 bei einem Pressegespräch in Wien. „Solange Juden und Christen als minderwertig angesehen werden, solange wird auch die Christenverfolgung in islamischen Staaten nicht enden“, kritisierte Aslan. Dringend fordert er deshalb eine zeitgemäße Interpretation der zentralen Schriften des Islam.

Aslan: „Man kann nicht alles, was im Koran steht, eins zu eins als Wort Gottes verkaufen.“
Die islamische Theologie, so wie sie heute etwa an Fakultäten in Saudi-Arabien aber auch in vielen anderen islamischen Ländern gelehrt werde, biete direkte Anknüpfungspunkte für Terrormilizen, um Vertreibungen und Morden zu rechtfertigen. Die Gräueltaten der selbsternannten Organisation „Islamischer Staat“ (IS) zu verurteilen, die dahinter stehende Lehre aber unangetastet zu lassen, genüge nicht, so Aslans klare Worte an Islamgelehrte.  Zugrunde liege dieser Theologie eine Interpretation der heiligen Schriften, die auf der Gesellschaftsstruktur des 7. Jahrhunderts beruhe. Enthauptungen, Steinigungen oder die Geringschätzung Andersgläubiger seien damals gesellschaftlich akzeptiert gewesen. Ähnliches gelte aber auch für das Alte Testament der Bibel. Knackpunkt sei deshalb nicht die „Verteufelung“ der Schriften, sondern ihre zeitgemäße Interpretation, die der Lebensrealität des 21. Jahrhunderts entsprechen müsse. Man könne nicht alles, was im Koran steht, „eins zu eins als Wort Gottes verkaufen“.
Direkt davon betroffen sei auch der interreligiöse Dialog. „Dort wo Radikalisierung und Gräuelpropaganda betrieben wird, hat Dialog keinen Platz“, betonte CSI-Generalsekretär Kuhn. Eine zentrale Stellung komme dem Faktor Bildung zu. Es müsse aber eine Bildung in die richtige Richtung sein, forderte Aslan. In vielen islamischen Ländern liege das „Prinzip der Angst“ den Bildungssystemen zugrunde, die die „Unmündigkeit der Bürger unterstützt und ihre Mündigkeit verhindert“.

CSI: „Wir müssen in Europa einem innerislamischen Dialog Geburtshilfe leisten“
Kuhn verwies in diesem Zusammenhang auf die entscheidende Rolle Europas. „Wir müssen in Europa einem solchen innerislamischen Dialog Geburtshilfe leisten. Denn wir leben hier in Freiheit und haben die Möglichkeiten dazu, kritisch nachzufragen und so Impulse in die arabische Welt zu schicken.“
In dieselbe Kerbe schlug auch Aslan: „Die Freiheit, die Muslime in Europa genießen, nimmt sie in die Pflicht, sich auch für die Freiheit von Christen in islamischen Ländern einzusetzen.“ Von Europa aus könnten wichtige Impulse in die islamischen Länder gehen. Schließlich gehe es auch um die Zukunftsfähigkeit des Islam in einer modernen Welt. Aslan zeigte sich davon überzeugt, dass ein zeitgemäßer Islam in der Lage sei, einen aktiven Beitrag zum Frieden in Europa zu leisten. Eine Theologie wie sie jetzt aber betrieben werde, könne in einem demokratischen Europa nicht überleben, so Kuhn. (kap/CSI)