Jesuitenpater Samir Khalil Samir: „die Muslimbrüder sind das geringere Übel“

Gewaltspirale durch Regierung und Opposition

Bild: Kirche in Not

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Rom-Damaskus – Der Jesuit P. Samir Khalil Samir, persönlicher Berater des Papstes in Sachen Islam, nimmt deutlich Stellung zu den eskalierenden Ereignissen der letzten Monate im krisengeschüttelten Syrien. Die einheimischen Christen hätten bislang nicht, wie angenommen,  Syriens Präsident Bashar al-Assad unterstützt: „Sie fürchteten eher ein neues politisches Regime. Von beiden Übeln würden sie das bevorzugen, was sie kennen“ – meint der gut informierte Pater. „Das Problem ist, dass es jetzt Gewalt von beiden Seiten gibt, auch wenn jene der Regierung stärker ist. Doch auch die Opposition wird gewalttätig, weil sie sich verteidigen muss. Außerdem erhält sie Waffen aus Katar und den Golfstaaten.“ – so Khalil betroffen –  „Wir haben nun eine blockierte Lage: Jeder will stärker sein, was mehr Waffen und mehr Tote bedeutet. Das müssen wir stoppen!“

Machtwechsel in Syrien bringt Christen in Gefahr

Nach einem Machtwechsel kämen, seiner Meinung nach, mit Sicherheit neue große Probleme auf die Christen zu. Die Regierung in Syrien war säkularer, als die Opposition es jetzt ist, bestätigt der Islamexperte: „Sie wollten Gleichheit zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen, auch, weil die regierende Schicht selbst einer Minderheit angehört, den Alewiten, die selbst nicht größer ist als die der Christen. Für die Christen bedeutete das Ruhe, solange sie sich nicht in die Politik einmischten: Genau so haben sie sich bislang verhalten, obwohl diese Politik undemokratisch und gewalttätig war. Wir werden wahrscheinlich ein islamisches Regime bekommen, das für Christen eine Gefahr darstellt.“ Der Kopte Khalil weiß, wovon er spricht, hat er doch auch die turbulenten Ereignisse in seinem Heimatland Ägypten genauestens verfolgt: „Was in Ägypten passiert, wird sich in anderen Ländern wiederholen.“ Denn außer den Muslimbrüdern gebe es kein anderes politisches Projekt. „Es könnte die weniger schlimme Variante sein. Aber in jedem Fall wird es für eine ganze Zeit schlimm werden – mit Assad oder mit einem neuen Regime. (kap/rv)