Während die Insel wenige Monate vor den  Präsidentschaftswahlen eine schwere politische Krise durchlebt, wurde Erzbischof Désiré Tzarahazana, und der zugleich der Vorsitzende  der Bischofskonferenz von Madagaskar ist, vom Papst zum Kardinal ernannt. Obgleich es schwierig ist, zuverlässige Statistiken zu finden, gibt der letzte „Bericht zur Religionsfreiheit weltweit“ die Anzahl der Christen auf der Insel  mit 56 Prozent an.

In einem von Amélie de La Hougue geführten Interview im Rahmen seines Besuches bei der päpstlichen Stiftung KIRCHE IN NOT sprach der Erzbischof über die Lage in seinem Land.

Welche sind die Stärken der katholischen Kirche?

Wir sind bereit, anzuprangern, was schlecht ist. Wir haben den Mut, uns zu äußern und die Wahrheit zu sagen, ohne dabei zu «politisieren». Wir sind keine interessierte Partei wie andere Gruppierungen. So gibt es zum Beispiel protestantische Pastoren, die Minister des Präsidenten werden wollen. Ich kann versichern, dass die katholische Kirche in Madagaskar die einzige glaubwürdige Institution ist.

Sind Sie auch von einer Islamisierung des Landes betroffen?

Ja, die zunehmende Islamisierung ist spürbar und sichtbar! Es ist eine Invasion. Mit Geld aus den Golfstaaten und Pakistan werden die Menschen «gekauft»: Es gibt Jugendliche, die in Saudi-Arabien studieren und die dann, wenn sie nach Madagaskar zurückkehren, das Amt eines Imams ausüben.  Wir haben ein Treffen mit den Imamen vereinbart, um ihnen unsere Sorge mitzuteilen. Einer der Imame war ein ehemaliger Seminarist. Sicher, er sagte nicht, dass das Geld ihn angezogen habe, aber der Grund lag in der hier herrschenden Armut. Auf die Menschen wird Druck ausgeübt. Im Norden zum Beispiel gibt man den Frauen Geld, damit sie sich voll verschleiern, auf der Straße die Burka tragen; dies mit dem Ziel, die Ausbreitung des Islam im Land sichtbar zu machen.  Spät abends ziehen diese Frauen dann wieder ihre übliche Kleidung an.

In meiner Diözese werden überall Moscheen gebaut, auch wenn es gar nicht so viele Muslime gibt. Es gibt jedoch ein Projekt mit dem Ziel, in Madagaskar mehr als 2.600 Moscheen zu bauen!  Auch wird dafür gesorgt, dass sehr viele Muslime aus der Türkei hierher kommen, ein Phänomen, das uns sehr beunruhigt: Ein- oder zweimal die Woche bringt die Fluggesellschaft Turkish Airlines massenweise Muslime, die sich hier im Land niederlassen. Selbst mitten auf dem Land, so dass man nicht recht weiß, was sie dort tun, aber sie richten sich dort ein und kehren nicht in ihr Heimatland zurück.  Die Bevölkerung ist arm, aber für 22 Millionen Einwohner ist das Land riesig, so dass es für alle genügend Platz gibt.

Sehen Sie die Gefahr eines radikalen Islam?

Zurzeit bemerkt man noch nicht viel davon, aber wer weiß, was die Zukunft bringen wird. Sie fangen an, sich hier niederzulassen und in dem Maße, in dem die Anzahl an Fundamentalisten zunimmt, fragt man sich: Wann werden sie sich zeigen, wie sie wirklich sind, und dies beunruhigt uns in der Tat.

Auf den Komoren, also  in unserer Nähe, lebt ein großer Teil der Bevölkerung einen radikalen Islam und auch diese Leute ziehen in großer Anzahl auf das Festland nach Madagaskar, vor allem in  Mahajanga. Dort heiraten sie einheimische Frauen. Die aus diesen Ehen hervorgehenden Kinder werden im Sinne eines radikalen Islam erzogen.

Wie reagiert die Regierung hierauf?

Wir haben uns bei zahlreichen Gelegenheiten versammelt, um sie zu alarmieren und ihnen diese Situation zu erklären. Sie tun aber nichts, es gibt nur Heuchelei und wir fragen uns, ob wir nicht Rufer in der Wüste sind … Oft treffen wir auf politische Führer, auch hochrangige, um ihnen zu erklären, was nicht funktioniert, wie, zum Beispiel, der Landraub. Einen Teil unseres Landes hat uns ein Krimineller geraubt, den die ganze Welt kennt. Sie haben ihn aber nicht nur nicht davon abgehalten, sondern er hat sogar den Gerichtsprozess gewonnen (!). Wir werden wirklich von korrupten Leuten regiert…

(Bericht von Kirche in Not 13.6.2018)