JOSEPH, 3 Jahre

01_Joseph„Seine Eltern waren anglikanische Christen. Beide unterrichteten an einer christlichen Internatsschule im Stadtteil Jerusalem von Damaturu (*). Bis in der Nacht vom 4. November 2011 das Gebäude von der Terrorgruppe Boko Haram umzingelt und von Bomben in die Luft gesprengt wurde. Das Lehrerpaar starb kurz nach der Explosion, 30 Schüler erstickten im Schlaf. Wie durch ein Wunder, überlebte der kleine Joseph den verheerenden Anschlag. Nun kümmern wir uns, gemeinsam mit den Schwestern, im Waisenhaus um ihn. Jedes Mal vor dem Einschlafen, summt er leise eine Melodie vor sich hin – vielleicht eine Erinnerung an die vorgesungenen Lieder seiner Mutter…“
(*) Hauptstadt des Bundesstaates Yobe, im Nordosten Nigerias.

 

SALOMON, 4 Jahre

02_Salomon_croppedSalomon kommt über den furchtbaren Tod seiner Eltern nicht hinweg. Mit eigenen Augen musste er vor einem Jahr miterleben, wie Mitglieder der Terrorgruppe Boko Haram während der Messe in einer nordnigerianischen Kirche Vater und Mutter erschossen haben. Seitdem ist er traumatisiert und sehr ängstlich, geht orientierungslos auf und ab – als wolle er nach seinen Eltern suchen. Besonders wenn fremde Gäste zu uns kommen, flüchtet er sich kauernd in eine Ecke zurück und fängt bitterlich zu weinen an. In unserem Waisenhaus erfährt er die liebevolle Aufmerksamkeit unserer Schwestern. Doch es wird sehr lange brauchen, bis bei ihm die seelischen Wunden verheilt sind…

 

FELIX

Felix„Felix gehört zu den jüngsten Kindern, die wir hier in unserem Waisenhaus in Enugu aufgenommen haben. Er teilt ein ähnlich schreckliches Schicksal wie jenes seiner Spielkameraden Joseph und Salomon (die Msgr. Ike bereits in der Ausgabe 1 und 2 vorgestellt hat, Anm.). Seine Eltern – der Vater ein Nichtgläubiger, die Mutter eine überzeugte Christin – starben beim  Einkaufsbummel  in unmittelbarer Nähe eines belebten Marktes im Norden des Landes, vom Kugelhagel der Boko Haram-Terrorgruppe überrascht. Als die schon schwerkranke Großmutter davon erfuhr, setzte sie sich wenige Tage später mit ihrem einzigen Enkel in den Zug Richtung Enugu. Sie schaffte es noch, Felix unseren lieben Schwestern im Waisenhaus zu übergeben. Ein Plüsch-Tiger war ihr Abschiedsgeschenk an den ahnungslosen Kleinen: ‚Pass gut auf ihn auf, während ich verreise!‘ waren ihre letzten Worte, bevor sie ihn für immer verlassen musste. Sie wusste, dass auch ihre Tage gezählt waren. Wenige Wochen später erfuhr ich, dass die gütige Frau an Herzversagen verstorben war…“

 

MARIA, 3 Jahre

04_Maria_cropped„Wir, im Waisenhaus, haben diesem Mädchen den Namen ‚Maria‘ gegeben, weil es ein wahres Kind des Wunders ist. Sein Vater, ein Anglikaner, wurde im Juni vor zwei Jahren von einer Bombe der Boko Haram-Terrorgruppe in einer Kirche in der nördlich gelegenen Millionenstadt Kano erfasst. Er war sofort tot. Die schwerverletzte Mutter konnte nach einigen Monaten noch mit ihrem einzigen Töchterchen  nach Enugu – in den sicheren Süden des Landes – fliehen, erlag jedoch später auch an den blutigen Folgen des Attentats. Helfende Nachbarn haben die weinende Kleine bei ihrer toten Mutter entdeckt und sofort ins Waisenhaus gebracht. Inzwischen fangen Marie‘s seelische Wunden an, langsam zu verheilen. Das haben wir an ihrem Strahlen erkannt, als sie zum Geburtstag ein von unseren Schwestern selbstgenähtes Festkleid (s. Foto) geschenkt bekommen hat…“

 

EMMANUEL, 20 Monate

06_Emmanuel_cropped„Für seine Eltern war Emmanuel das schönste Weihnachtsgeschenk: In der Heiligen Nacht von 2012 erblickte ihr Sohn das Licht der Welt. Er war ihr Ein und Alles. Die stolze Mutter trug den Kleinen überall mit sich herum. Bis sie an einem Sonntag ausnahmsweise mit ihrem Mann alleine in die Messe ging. Als sie am Ende des Gottesdienstes mit anderen Gläubigen ihre Kirche in der Nähe der Hauptstadt Abuja verließen,  detonierte am Vorplatz eine Bombe, die Mitglieder der Terrororganisation Boko Haram gezündet hatten: Emmanuels Eltern waren auf der Stelle tot. Mit unseren fürsorglichen Klosterschwestern versuchen wir nun unser Bestes, dem Kleinen in den kommenden Jahren die nötige Zuwendung zu geben, die er dringend braucht…“