© Giulietta Caravita Abuiyada

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Deutschland – Der Freiburger islamische Theologe Abdel-Hakim Ourghi fordert, stärker zu hinterfragen, welcher Islam sich in Deutschland etabliert hat. Die muslimischen Dachverbände seien „meilenweit entfernt“ von einem aufgeklärten, humanistischen Islam, sagte Ourghi jüngst im Deutschlandfunk. In einigen ihrer Gemeinden und Moscheen beobachte er eine gefährliche Radikalisierung.

Gewisse muslimische Verbände sind unserem Staat nicht loyal gegenüber
„Verbände wie die Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) oder der Zentralrat der Muslime vertreten die Interessen ihrer Herkunftsländer, und sie sind unserem Staat nicht loyal gegenüber“, kritisierte der Leiter des Fachbereichs Islamische Theologie und Religionspädagogik der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Deshalb rate er auch den Kirchen davon ab, mit den konservativen Dachverbänden zusammenzuarbeiten.
Das seien die falschen Ansprechpartner.  In ihren Moscheen werde durch sogenannte „Import-Imame“ ein sehr konservativer Islam gepredigt, so der Islamwissenschaftler. Das politische System in der Türkei habe außerdem einen großen Einfluss.
Mit Blick auf die Pro-Erdogan-Kundgebungen in Köln am vergangenen 31. Juli (mit rund 40.000 türkischen Demonstranten, Anm.) sagte er, es sei fatal, zu sehen, dass die zweite und dritte Generation, die hier sozialisiert seien, „für die Interessen eines Tyrannen“ auf die Straßen gingen. Sie unterstützten einen „Diktator“, der Islam und Nationalismus vermische.

Ourghi sieht Verbindung von Islam und Extremismus
Auf der einen Seite lobte Ourghi die Haltung von Papst Franziskus, der sich gegen eine Gleichsetzung von Islam und Gewalt wendet. Zugleich kritisierte er aber scharf weitergehende Aussagen von anderer Seite: „Es ist einfach nicht mehr vertretbar, zu behaupten, dass der Islam nichts mit dem Extremismus zu tun hat oder dass die Extremisten keine Muslime sind.“
Der Islam befinde sich zurzeit in einer Sinnkrise, betonte der Experte weiter: „Und die Islamisten oder die IS-Anhänger, die beten in Moscheen und berufen sich auf den Koran sowie auf die Tradition des Propheten und legitimieren dadurch ihre Gewalttaten.“ (Deutschlandfunk/Die Welt/KNA)