Straßensperre in Nizza nach dem Attentat Bild: Wikipedia

Straßensperre in Nizza nach dem Attentat
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Erst Terroranschläge in Paris, Brüssel und Istanbul. Dann ein verheerendes Blutbad in Nizza, gefolgt von vier Anschlägen in nur einer Woche in Deutschland (Würzburg, München, Reutlingen und Ansbach). Kurz darauf drangen Islamisten zum ersten Mal in Westeuropa (Nordfrankreich, Anm.) in eine Kirche ein und ermordeten dabei einen alten Priester. Sogar die heiligen Gotteshäuser sind nun Angriffsziele der Terroristen geworden.  Die extremistische Gewalt, die die Christen im Nahen Osten schon seit Jahren erleiden mussten und deren Oberhirten uns schon lange  vor der lauernden Gefahr gewarnt hatten, ist nun auch auf unserem Kontinent beunruhigende Realität geworden.

14. Juli 2016 in Nizza: Während des französischen Nationalfeiertages walzte am Abend ein Lkw auf der berühmten Küstenstrasse Promenade des Anglais im Zickzackkurs flanierende Menschen nieder. Die Todesbilanz ist verheerend: 84 von ihnen, darunter zehn Kinder und Jugendliche, starben an den Folgen dieses schrecklichen Blutbades. Es gab mehr als 200 Verletzte. Der Attentäter, ein 31-jähriger franko-tunesischer Islamist war bereits wegen diverser Gewaltdelikte vorbestraft. Besonders schockiert vom anhaltenden Schweigen vieler „muslimischer inkompetenter Institutionen“ in seinem Land, war auch der Vizepräsident der französischen Imamenkonferenz: Aus Protest trat er wenige Stunden nach dem Anschlag von seinem Amt zurück.

21. Juli 2016 im Regionalzug bei Würzburg: Ein 17-jähriger asylsuchender Afghane hat in einem Regionalzug eine vierköpfige Familie aus Hongkong mit einer Axt und einem Messer krankenhausreif attackiert. Später hatte die Polizei in seinem Zimmer eine selbstgemalte IS-Flagge gefunden.
22. Juli 2016 Amoklauf in München: Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner hat in unmittelbarer Nähe des Olympia-Einkaufszentrums mit einer Pistole wahllos neun junge Menschen erschossen und mehr als ein Dutzend schwer verletzt. Der Amoklauf hatte ganz München in Angst und Schrecken versetzt. (Anm.: Zur Stunde haben die Ermittlungen allerdings noch nicht eindeutig geklärt, ob die Tat einen islamistischen Hintergrund aufweist.)

24. Juli 2016 in Reutlingen: Ein 21-jähriger syrischer Asylbewerber hat mit einer Machete eine schwangere Polin, Mutter von vier Kindern, in einem Restaurant getötet und zwei weitere Menschen verletzt. Der Festgenommene ist der Polizei wegen Gewalttaten bereits bekannt gewesen.

24. Juli 2016 in Ansbach bei Nürnberg: Ein 27 Jahre alter Flüchtling aus Syrien trug in der Nähe eines Konzertgeländes eine Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack. Dort ließ er den Sprengsatz explodieren.  Zwölf Menschen wurden dabei verletzt, drei davon schwer. Hätte man ihn zum Open-Air-Konzert mit rund 2.500 Besuchern eingelassen, wäre ein noch viel größeres Unheil passiert. Recherchen ergaben später, dass der Täter genaue Anweisungen per Handy von IS-Hintermännern aus dem Nahen Osten erhalten hatte. (Anm. zum Selbstmordattentäter: Sein Asylantrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, sein Aufenthalt in Deutschland geduldet.)

26. Juli 2016 in einem französischen Städtchen: Zwei 19jährige Dschihadisten drangen in Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen in eine Kirche ein und schnitten dem 85-Jährigen Priester Jacques Hamel während der Morgenandacht vor den geschockten Gläubigen die Kehle durch. Der Geistliche war bekannt für sein christlich-muslimisches Engagement und hatte sich sogar für den Bau einer Moschee eingesetzt.

Die europäischen Muslime und neuen Zuwanderer müssen viel bewusster als bisher an ihrem Verhältnis zur liberal-pluralistischen Gesellschaft arbeiten und sich auch zu dieser in der Öffentlichkeit laut und deutlich bekennen. Erhoben vor einem Jahr im Meer der schweigenden Mehrheit nur ein paar Mutige von ihnen ihre Stimme, fällt inzwischen auf, wie sich zaghaft, aber doch zunehmend demokratisch gesinnte Muslime kritisch zu Wort melden. Nach dem Anschlag in Ansbach sind vor Ort sogar syrische und irakische Flüchtlinge auf die Straße gegangen, um für Frieden zu demonstrieren. Sie hielten Schilder in der Hand mit den Aufschriften: „Wir sind Muslime, keine Terroristen“ und „Wir liefen vom Mord weg, weil wir friedlich leben wollen“. Das ist dringend notwendig – zum Schutz und im Interesse aller Bürger Europas, Muslime inbegriffen. Es ist höchste Zeit, nun die gefährliche Spirale des Schweigens endgültig zu durchbrechen. Einen wichtigen Anfang haben nach der brutalen Ermordung des französischen Priesters rund 23.000 Muslime in ganz Italien gemacht, um gegen die islamistische Gewalt zu protestieren: Am 31. Juli nahmen sie in vielen Kirchen des Landes am Sonntagsgottesdienst teil, um ihr Mitgefühl den Christen gegenüber auszudrücken und sich klar vom islamistischen Terror zu distanzieren. Ähnliche Solidaritätsaktionen von muslimischer Seite fanden auch in Frankreich statt. Es wäre höchste Zeit, wenn bald auch die Muslime Österreichs mit Worten und Taten ein unmissverständliches Zeichen setzen würden. (Pia de Simony)