Protestwelle in der arabischen Welt bedroht Christen in Eritrea

WEA/AKREF – Während wir im Dezember 2010 in Tunesien Zeugen eines Aufsehen erregenden Aufstandes wurden, verschärfte Eritrea seine Vorgehensweise gegen Christen erneut. In der Hauptstadt Asmara wurden dutzende Christen verhaftet, weil sie zusammen beteten, und in den Gefängnissen des Landes starben mindestens zwei Christen, nachdem ihnen medizinische Hilfe verweigert worden war.

„Es ist kein Zufall, dass diese neuerliche Aktion scharf gegen Christen zeitlich mit der Jasminrevolution zusammenfiel, die den tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali zum Rücktritt zwang,“ sagte Godfrey Yogarajah, Exekutivdirektor der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA-RLC), und fügte hinzu: „Vielmehr verdeutlicht dies die Angst des Präsidenten, Isaias Afewerki, dass die Ausläufer dieser Bewegung in der arabischen Welt sein eigenes, gegen das Volk gerichtetes Regime in Eritrea bedrohen könnten“.

Nachdem nun auch im Jemen und in Ägypten progressive Kräfte dem Beispiel Tunesiens gefolgt sind, ist die Protestwelle in der arabischen Welt, die an die Revolutionen in den Staaten des ehemaligen Ostblocks erinnert, schon gefährlich nahe an Eritrea herangerückt. Zudem steht im Nachbarstaat Sudan die Spaltung in einen arabisch-muslimisch dominierten Norden und einen mehrheitlich christlichen Süden bevor. „Dies könnte Präsident Isaias Afewerki dazu veranlassen, sich noch mehr an der Macht zu klammern und politische Dissidenten sowie nicht registrierte protestantische Gruppen noch vehementer zu verfolgen,“ warnte Yogarajah.

Der Präsident Eritreas, der sein Land mit eiserner Faust regiert, erlaubt seinem Volk nicht, sich unabhängig von seinem eng reglementierenden Regime für irgendein Thema stark zu machen – sei es eine politische Ideologie oder seien es legitime religiöse Anliegen.

Schätzungen zufolge schmachten 1500 bis 3000 Christen in Eritreas berüchtigten Gefängnissen. Eine jüngst von Wiki Leaks veröffentlichte Depesche der US Botschaft bestätigte, dass die menschenunwürdige Behandlung und Folter von Gefangenen – meist politische Dissidenten, aber auch Protestanten – in dem kleinen Land am Horn von Afrika nach wie vor weit verbreitet ist. 

Die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA-RLC) verurteilt das harte Vorgehen der Regierung Eritreas gegen nicht registrierte christliche und andere friedfertige religiöse Gruppen scharf. Vermutlich aus Angst, dass solche unabhängige Vereinigungen eines Tages den Fortbestand des Regimes bedrohen könnten, hat Eritrea seit 2002 alle religiösen Gruppierungen mit Ausnahme der vier anerkannten Glaubensgemeinschaften – der orthodoxen Kirche von Eritrea, dem sunnitischen Islam, der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen (lutherischen) Kirche von Eritrea –verboten.

Unter dem Vorwand einer andauernden Bedrohung seitens Äthiopiens, gegen das Eritrea von 1998 bis 2000 unter Verlust von 70.000 Menschenleben Krieg führte, hat das Regime die Bürgerrechte eingeschränkt. „Es ist aber offensichtlich, dass das Regime mit dem Verbot der politischen Meinungsäußerung einzig und allein den Machterhalt bezweckt,“ sagt  Yogarajah.

Von den 5 Millionen Menschen, die in Eritrea leben, sind etwa die Hälfte Christen. Der Großteil der restlichen Bevölkerung ist muslimisch. Paradoxerweise ist Präsident Isaias Afewerki Mitglied der orthodoxen Kirche Eritreas – wenn auch sicher kein gläubiges.

Quelle: Aussendung der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz (Religious Liberty Commission of the World Evangelical Alliance)

Übersetzung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der Österreichischen Evangelischen Allianz