Der mutige Jesuitenpater Ziad inmitten der noch umkämpften Millionenmetropole

von Pia de Simony

© KIRCHE IN NOT

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2013 wurde es stiller um Homs – der drittgrößten Stadt Syriens.  Doch der Schein trügt. Seit Beginn des blutigen Konfliktes 2011 sprengten dort islamistische Extremistengruppen, die sich den Rebellen angeschlossen hatten, ganze christliche Stadtteile in die Luft.  Sie versetzten die einheimischen Bewohner, die stets in Frieden mit ihren muslimischen Nachbarn lebten, von heute auf morgen in Angst und Schrecken. 80 % der rund 150.000 Christen flohen während der Kampfhandlungen mit ihren Familien Hals über Kopf – teils in die umliegenden Dörfer, teils in den benachbarten Libanon. Über die oft furchtbaren Einzelschicksale berichten die Medien kaum. Über Menschen, die bei Bombenangriffen engste Familienangehörige verloren haben, über Existenzen, die Tag für Tag unter schwierigsten Bedingungen um ihr eigenes Leben und das Überleben ihrer Kinder bangen müssen.

„Wenn in unserer Nachbarschaft plötzlich geschossen wird, verschwinden wir mit den Kindern rasch in den Keller….“
Der syrische Pater Ziad Hilal wollte nicht aufgeben. Egal was noch alles Schreckliches passieren würde. Von den fünf schulischen Einrichtungen seines Jesuitenordens in Homs überlebte nur das „Al-Mukhales“-Zentrum die Bombenanschläge.  Den ärmsten christlichen Familien, die nicht fliehen konnten,

© Lens Homsi

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beizustehen, den verbliebenen Kindern wieder Schulunterricht zu geben und ihnen dabei den Gedanken von Frieden und Versöhnung nahezubringen, darin sah er seine Aufgabe. Eine Mission mit sehr unsicherem Ausgang.  Allen Widerständen zum Trotz krempelte er im April 2012 unter Lebensgefahr die Ärmel hoch. Er entdeckte etliche einheimische Buben, zum Teil ohne Eltern, ziellos in den zerbombten Straßen umherirrend. Auch besuchte er  Kinder von versteckten Flüchtlingsfamilien in der Umgebung. Anfangs waren es rund 100, inzwischen sind es fast 400 Zöglinge, die in seinem Zentrum von den mutigen „Heiligen Kreuz“-Schwestern betreut werden. Zu Beginn fand der klassische Schulunterricht statt, doch dieser wurde bald durch Gesang oder Theaterspielen ergänzt, um die Kinder vom gefährlichen Alltag abzulenken. „Wenn in unserer Nachbarschaft plötzlich geschossen wird, verschwinden wir mit ihnen rasch in den Keller, drehen laut die Musik auf, tanzen und singen miteinander“ berichtet uns Pater Ziad. „Wir wollen ein Licht sein, das gerade inmitten der Finsternis auf andere ausstrahlt. Ein Licht, um jedem Kind Hoffnung auf eine menschlichere Zukunft in unserem Land zu schenken.“

„Ich werde hier bei den Kindern bleiben“

Der Seelsorger wirkt in einem Stadtviertel von Homs, das zwar von der christenfreundlichen Regierungsarmee kontrolliert wird. Doch die politische Lage ist weiterhin sehr ernst und unberechenbar. Die Altstadt wird weiterhin belagert, und es wird gekämpft. Trotz aller Gefahr haben er und seine Mitbrüder keineswegs vor, von dort wegzugehen. „Was immer auch passieren wird, es sind insbesondere die Kinder, die zählen. Ich lebe für den Augenblick und werde bei ihnen bleiben. Schon einige Male habe ich dem Tod in die Augen gesehen, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Gott hat mich immer beschützt.“

Heim für behinderte Kinder von der Schließung bedroht

©Ziad Hilal SJ

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Seine humanitäre Arbeit geht weiter. Ohne Wenn und Aber, wie er betont. Unterdessen hat der unerschrockene Priester heuer sogar ein bescheidenes  Sozialzentrum „Le Sénevé“ in der unmittelbaren Umgebung von Homs eröffnet, das 40 geistig und körperlich behinderte Kinder beherbergt. Dort erfahren sie viel Zuneigung von freiwilligen Helfern, doch es fehlt an fachlich geschultem Personal. Das kostet Geld. Dafür braucht er dringend
finanzielle Unterstützung.