EIN Monolog-Zentrum?

Das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog in Wien (KAICIID) wurde 2011 vom saudi-arabischen König Abdullah gegründet. Österreich und Spanien sind ebenso vertreten wie Repräsentanten aller Weltreligionen. Dem interkulturellen und interreligiösen Dialog soll das Zentrum dienen. Soweit die Theorie.

Die Fakten

König Abdullah, lässt in seinem eigenen Staat keinen interreligiösen Dialog zu und verfolgt Nichtmuslime, wenn sie beten oder als Christen Gottesdienste halten wollen.

In Saudi-Arabien werden für „religiöse“ Vergehen brutalste Strafen vollzogen, gerade jetzt für den Internet-Aktivisten Raif Badawi, der alle Religionen als gleichwertig bezeichnet. Das reicht schon für 1000 Peitschenhiebe – das ist Mord auf Raten.

(im Bild: Der saudiarabische Prinz Faisal, Leiter des KAICIID, im Gespräch mit CSI-Sprecherin Pia de Simony)

 

 

Die öffentliche Darstellung des Wiener Dialogzentrums ist von Pannen gekennzeichnet. Es tut sich mitunter schwer mit einem kritischen Dialog – auch Dank der fehlbesetzten stv. Generalsekretärin Claudia Bandion-Ortner, die jüngst zurückgetreten ist.

 Ist das also ein Monologzentrum oder gar ein Lügenzentrum? Nein. CSI hat selbst ein vielbeachtetes – wenn auch zähes – Interview mit Prinz Faisal, dem Leiter des Zentrums, bekommen (s. Dezember 2013-Ausgabe von „Christen in Not“, Anm.). Patriarch Sako aus Bagdad hatte jüngst in einer Veranstaltung des Zentrums die Gelegenheit, ganz offen vor islamischen Vertretern die Gräuel der islamischen Terrorbanden anzuprangern und Klartext zu reden. Da kommt etwas in Bewegung.

 Defizite

Es bleiben viele, allzu viele Defizite. Aber vielleicht war von Anfang an die Aufgabe, einen echten interreligiösen Dialog für Menschenrechte und Religionsfreiheit zu führen, unmöglich erfüllbar. Ein Diskussionszentrum kann die Welt nicht allein verändern – aber es kann Änderungen im Denken anstoßen. Als Christen dürfen wir keine Hand ausschlagen, die uns entgegengestreckt wird. Und wir müssen sogar dort unseren Dialog anbieten, wo es kaum Chancen auf Realisierung zu geben scheint. Denn wir leben aus der Hoffnung, dass Menschen und Denkweisen sich doch ändern können.

 Der seidene Faden

Ein Sprichwort sagt, dass ein Schwert über dem Kopf nur noch an einem seidenen Faden hängt. Aber es wird gehalten. Das KAICIID ist bestenfalls noch solch ein seidener Faden. Kardinal Schönborn hat es kürzlich treffend so formuliert: „Haben wir eine Alternative zum VERSUCH des Dialogs?“ Die einzige Alternative wäre die massive Konfrontation. Solange wir mit der anderen Seite, auch der saudi-arabischen, kritisch reden können, solange uns und unseren Vorwürfen jemand zuhört, solange ist der Versuch des Dialogs gerechtfertigt. Das ist noch kein echter Dialog in Respekt und Toleranz. Aber es ist ein Anfang, wo es sonst nur Chaos und Terror gibt. Diesen Versuch des Dialogs zu zerstören ist unverantwortlich. Zerstört ist schnell, aufzubauen braucht Jahre.

 Was tun?

Reden, reden und nochmals reden – statt töten und zerstören. Aber offen die Missstände anprangern, den kritischen inner-islamischen Dialog unterstützen, Abgrenzungen gegen die Koraninterpretation der Terroristen einfordern. Wir stehen erst am Anfang. Das Zentrum könnte jetzt mithelfen, indem es einen anerkannten interreligiösen Fachmann und christlichen Menschenrechtler zum stv. Generalsekretär macht. Die Zukunft der Christen in der islamischen Welt steht ebenso auf dem Spiel wie auch die Zukunft der integrationswilligen Muslime in Europa.